Sleepmaxxing - Was ist dran an dem Trend zur Schlafoptimierung?
Der Begriff “Sleepmaxxing” beschreibt einen aktuellen Trend, Schlaf zur Priorität zu machen und sowohl Schlafquantität als auch -qualität zu optimieren. Inhalte zu dem Thema werden vor allem über Social Media verbreitet und erreichen somit insbesondere auch jüngere Interessierte. Damit reiht sich das Sleepmaxxing in andere Lebensstil-Optimierungen ein, die unter dem Oberthema “Longevity” zusammengefasst werden. “Longevity”, auf Deutsch "Langlebigkeit", beschreibt eine generelle Gesundheitsoptimierung mit dem Ziel, bei guter Gesundheit möglichst lange zu leben.
Schlaf zur Priorität machen
Begrüßenswert ist das zunehmende gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung des Schlafes und die Priorisierung von schlafförderlichem Verhalten. Denn Schlaf ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis und mit seiner regenerativen Funktion essentiell für das Wohlbefinden und die langfristige Gesundheit. Er unterstützt lebenswichtige Funktionen wie die Regulierung des Stoffwechsels, die Stärkung des Immunsystems und die Förderung der Gehirnfunktion, einschließlich des Gedächtnisses und der emotionalen Verarbeitung. Länger fortbestehende Schlafdefizite können das Risiko für Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Depressionen erhöhen.
Die Beschäftigung mit dem gesunden Schlaf mit seinen positiven und präventiven Wirkungen, als Gegenstück zur Behandlung von Schlafstörungen, steht auch in der Schlafmedizin zunehmend im Fokus.
Sleepmaxxing wissenschaftlich betrachtet: Was ist empfehlenswert?
Beim Sleepmaxxing werden viele Maßnahmen vorgeschlagen, die in Einklang mit den Empfehlungen der kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I) stehen. Die KVT-I ist, gemäß der Behandlungsleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), die Behandlungsmethode der Wahl bei Insomnie (Ein- und Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen).
Solche Maßnahmen sind die grundlegenden Regeln der Schlafhygiene zu Schlafzeiten, Ernährung, Bewegung und Gestaltung der Schlafumgebung. Auch Entspannungsmethoden wie die PMR, welche beim Sleepmaxxing betont werden, sind Element der KVT-I.
Wo ist Vorsicht geboten?
Obwohl es grundsätzlich wichtig ist, dem Schlaf Aufmerksamkeit zu schenken und das Leben möglichst schlafförderlich zu gestalten, birgt das Sleepmaxxing eine Gefahr: Denn das Streben nach dem “perfekten Schlaf” kann zur Obsession werden. Wenn die Beschäftigung mit der Schlafoptimierung eher Ängste hervorbringt und damit letztlich mehr am Schlafen hindert, ist der Punkt überschritten, bis zu dem sie noch hilfreich war. Denn ein Merkmal einer Schlafstörung (Insomnie) ist die vermehrte gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Schlaf, häufig auch verbunden mit Grübeln und Ängsten.
Das Streben nach Optimierung birgt die Gefahr, unrealistische Erwartungen an den Schlaf zu wecken, statt ein entspanntes Verhältnis zum Schlaf zu haben oder zu entwickeln. So ist es beispielsweise durchaus normal, mehrmals pro Nacht aufzuwachen. Und wenn mal eine Nacht kürzer ist, kann der Körper dies mit höherer Schlafqualität in der nächsten Nacht kompensieren.
Es gilt also, bei der Beschäftigung mit dem Schlaf trotzdem eine möglichst entspannte Beziehung zu ihm zu bewahren - leichter gesagt als getan! Schlaftracker können eine sehr hilfreiche technische Unterstützung für Schlafprotokolle sein. Das obsessive Verfolgen der Anzeige des Schlaftrackers kann jedoch auch zu einer übersteigerten Aufmerksamkeit führen, bei der kleinste Abweichungen bereits Sorgen auslösen. Die zwanghafte Beschäftigung mit dem Schlaf kann bei Betroffenen dazu führen, dass sie nicht mehr auf ihre innere Uhr hören und entsprechend ihrer Müdigkeit schlafen gehen, sondern alles nur noch auf die Perfektion der Werte ausrichten. Das kann in den Teufelskreis der Schlafstörung führen.
Schlafprobleme oder Schlafstörung?
Um besser schlafen zu können, ist es wichtig, auf eine gute Schlafhygiene und gesunde Lebensgewohnheiten zu achten. Wenn du jedoch trotz der Anpassung deiner Schlafgewohnheiten immer noch Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen hast, könnte das z. B. auf eine behandlungsbedürftige Insomnie hindeuten. In solch einem Fall ist es ratsam, dich für eine professionelle Diagnostik an eine ärztliche oder psychotherapeutische Fachperson zu wenden.
Wissenschaftlich fundierte Hilfe bei Insomnie
Die medizinische Leitlinie zur Behandlung von Insomnie empfiehlt die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I) als erste Wahl zur Behandlung von Schlafstörungen – noch bevor Medikamente zum Einsatz kommen. Ziel der KVT-I ist es, schlafstörende Gedanken und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu verändern und durch schlafförderliche Denkmuster und Verhaltensweisen zu ersetzen. Techniken wie Schlafprotokolle, Entspannungsmethoden und die Anpassung von Schlafgewohnheiten sind zentrale Bestandteile der Behandlungsmethode.
In der europäischen Leitlinie wird explizit auch die digitale Form der KVT-I zur Erstbehandlung von Schlafstörungen empfohlen. Die Schlaf-App somnio setzt die KVT-I in digitaler Form um und ermöglicht Betroffenen somit einen zeitlich und räumlich unabhängigen Zugang zu einer leitliniengerechten Behandlung ihrer Schlafstörung. somnio ist eine dauerhaft zugelassene digitale Gesundheitsanwendung, deren Wirksamkeit bereits in zahlreichen klinischen Studien sowie für die Regelversorgung nachgewiesen wurde.
Vorherigen Beitrag lesen:
Quellen:
https://www.healthline.com/health-news/sleepmaxxing-tiktok-trend
https://www.nhlbi.nih.gov/health/sleep/why-sleep-important
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK19961
https://academic.oup.com/sleep/article-abstract/37/1/9/2454038?login=false