Unkontrollierte Bewegungen im Schlaf: Was sind die Ursachen und was kann man dagegen tun?
Die meisten Menschen kennen es: ein vereinzelt auftretendes Zucken kurz vor dem Einschlafen. Diese Muskelkontraktionen sind in den meisten Fällen unbedenklich. Aber was bedeutet es, wenn im Schlaf regelmäßig unkontrollierte Bewegungen auftreten, man wegen eines starken Bewegungsdrangs nicht einschlafen kann oder im Halbschlaf spricht, herumwandert oder um sich schlägt? Im Folgenden beschäftigen wir uns mit den Ursachen für unkontrollierte Bewegungen im Schlaf, die über ein leichtes Zucken beim Einschlafen hinausgehen.
- Welche Störungen verursachen unkontrollierte Bewegungen im Schlaf?
- Was sind typische Ursachen und Risikofaktoren?
- Wie wirken sich unkontrollierte Bewegungen im Schlaf auf die Gesundheit aus?
- Wie werden Schlafstörungen wie PLMS, RLS und Parasomnien diagnostiziert?
- Müssen unkontrollierte Bewegungen im Schlaf behandelt werden, und wenn ja, wie?
- Fazit: Sind unkontrollierte Bewegungen im Schlaf gefährlich?
- Quellen
Welche Störungen verursachen unkontrollierte Bewegungen im Schlaf?
Unkontrollierte Bewegungen im Schlaf können durch eine Reihe von Störungen verursacht werden, darunter Periodic Limb Movement Syndrome (PLMS), Restless Legs Syndrom (RLS) und Parasomnien. Die Symptome können die Nachtruhe unter Umständen erheblich stören und zu Tagesschläfrigkeit und einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Probleme führen. Nachfolgend findest du eine detaillierte Übersicht über die einzelnen Störungen, die dazu führen können, dass du dich im Schlaf unkontrolliert bewegst.
PLMS und RLS
Periodic Limb Movement Syndrome (PLMS) und Restless Legs Syndrom (RLS) sind Störungen, die Bewegungen der Extremitäten, meist der Beine, während des Schlafs betreffen. Die Störungen können auch gemeinsam auftreten. Der Zusammenhang ist noch nicht abschließend erforscht.
- PLMS (Periodic Limb Movement Syndrome): PLMS bezeichnet periodische Bewegungen der Extremitäten (“Limbs”) während des Schlafs. Die Gliedmaßen zucken in Abständen von ca. 30 Sekunden. In den meisten Fällen sind die Beine betroffen, nur selten betreffen die unkontrollierten Bewegungen im Schlaf die Arme.
- RLS (Restless Legs Syndrome): Beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) verspüren Betroffene einen unwiderstehlichen Drang, ihre Beine zu bewegen, oft begleitet von quälenden Missempfindungen.
Parasomnien
Zu den Parasomnien zählen Nachtschreck, REM-Schlaf-Verhaltensstörung und Schlafwandeln (Somnambulismus). Diese Störungen sind durch ungewöhnliche Verhaltensweisen, Emotionen und Erlebnisse während des Schlafs gekennzeichnet. Betroffene können unter Umständen im Schlaf sprechen, schreien, um sich schlagen oder das Bett verlassen, ohne sich später daran zu erinnern.
- Nachtschreck: Nachtschreck zeichnet sich durch plötzliches Aufschrecken aus dem Schlaf aus. Die Betroffenen erwachen schluchzend oder schreiend und wirken verängstigt. Eine Erinnerung an den Vorfall bleibt meistens aus. Der Nachtschreck tritt am häufigsten bei Vorschulkindern auf.
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung agieren Personen ihre (häufig lebhaften) Träume aus, was zu unkontrollierten, unter Umständen heftigen Bewegungen und Sprechen im Schlaf führen kann.
- Schlafwandeln (Somnambulismus): Beim Schlafwandeln verlassen Menschen ihr Bett und bewegen sich umher, ohne sich später daran zu erinnern. Die unbewussten nächtlichen Spaziergänge finden meist während der Tiefschlafphasen statt.
Was sind typische Ursachen und Risikofaktoren?
Die Ursachen und Risikofaktoren für PLMS, RLS und Parasomnien sind vielfältig. Genetische Veranlagung spielt sowohl bei RLS und PLMS als auch bei Parasomnien eine wichtige Rolle. Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel und Substanzgebrauch können gegebenenfalls auch Einfluss haben. Bei PLMS und RLS wird ein Eisenmangel als Risikofaktor vermutet; Forschende an der Freien Universität Berlin untersuchten beispielsweise den Zusammenhang zwischen Restless Legs Syndrom und Eisenmangel bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Eine Publikation der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zeigt außerdem einen Zusammenhang von PLMS und RLS mit Niereninsuffizienz, Schwangerschaft und Narkolepsie auf.
Parasomnien können unter anderem durch Schlafentzug, Stress und Fieber ausgelöst werden. Zudem sind neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson-Syndrom oder Demenz sowie einige Medikamente mit einem erhöhten Risiko für diese Schlafstörungen verbunden.
Wie wirken sich unkontrollierte Bewegungen im Schlaf auf die Gesundheit aus?
Schlafstörungen wie PLMS, RLS und Parasomnien können nicht nur den Schlaf stören, sondern gegebenenfalls auch zu gesundheitlichen Problemen führen, die das tägliche Leben beeinträchtigen können.
- Müdigkeit: PLMS, RLS und Parasomnien können nächtliche Unterbrechungen des Schlafs verursachen, was zu Schlafmangel und Tagesmüdigkeit führt.
- Beeinträchtigte kognitive Funktion: Schlafstörungen können zu Problemen mit der Gedächtnisbildung, der Konzentration und der kognitiven Leistungsfähigkeit führen.
- Risiko für Erkrankungen: Über einen längeren Zeitraum kann das ständige Unterbrechen des Schlafs zu chronischem Schlafmangel führen, der mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen verbunden ist, zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Emotionale Belastung: Die Unfähigkeit, durchgehend zu schlafen, kann zu emotionaler Belastung und Stress führen. Zudem können Störungen wie Schlafwandeln oder Nachtschreck für die Betroffenen und ihre Familien unter Umständen verwirrend und besorgniserregend sein.
Wie werden Schlafstörungen wie PLMS, RLS und Parasomnien diagnostiziert?
Um PLMS, RLS und Parasomnien zu diagnostizieren, setzen Ärzt:innen verschiedene Methoden ein, darunter die Polysomnographie. Bei dieser Untersuchung überwacht und analysiert ein:e Spezialist:in im Schlaflabor die Schlafmuster, Bewegungen und mögliche Störungen während des Schlafs. Die Polysomnographie liefert detaillierte Informationen über nächtliche Aktivitäten, die für die Diagnosestellung entscheidend sind.
Zusätzlich zu diesem Verfahren kann der Arzt/die Ärztin auch die medizinische Vorgeschichte von Betroffenen erfragen, eine körperliche Untersuchung durchführen und spezifische Fragebögen verwenden, um die jeweiligen Symptome und ihre Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen zu bewerten.
Eine gründliche Untersuchung durch medizinisches Fachpersonal ist entscheidend, um genaue Diagnosen zu stellen und die richtige Behandlung für die spezifischen Schlafstörungen zu empfehlen.
Müssen unkontrollierte Bewegungen im Schlaf behandelt werden, und wenn ja, wie?
Nicht alle Menschen, die von PLMS, RLS oder Parasomnien betroffen sind, verspüren den gleichen Leidensdruck. Wenn unkontrollierte Bewegungen im Schlaf jedoch zu Schlafmangel und Erschöpfung führen oder das Funktionieren im Alltag beeinträchtigen, sollten Betroffene ärztliche Hilfe suchen.
Hinter erhöhter Tagesmüdigkeit können neben RLS, PLMS und Parasomnien auch andere Schlafstörungen stecken, zum Beispiel eine Insomnie, die nachweislich wirksam mit der Kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I) behandelt werden kann – in Präsenz oder auch digital wie mit der Schlaf-App somnio.
Eine Behandlungsstrategie bei unkontrollierten Bewegungen im Schlaf kann unter anderem folgende Komponenten umfassen:
- Lebensstiländerungen: Die Vermeidung von Substanzen wie Alkohol und Koffein sowie regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, Symptome zu reduzieren. Achte auch auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an Eisen und anderen wichtigen Nährstoffen ist.
- Schlafhygiene: Die Einhaltung eines festen Schlafplans, die Schaffung eines entspannenden Schlafumfelds und die Vermeidung von übermäßigem Bildschirmgebrauch vor dem Schlafengehen können die Schlafqualität verbessern und das Auftreten von Symptomen verringern.
- Medikamentöse Therapien: Medikamente wie Dopaminagonisten (z. B. Pramipexol, Ropinirol) können zur Behandlung von RLS eingesetzt werden, während Benzodiazepine (z. B. Clonazepam) die Symptome bei Parasomnien verringern können.
Fazit: Sind unkontrollierte Bewegungen im Schlaf gefährlich?
Unkontrollierte Bewegungen im Schlaf, wie sie von PLMS, RLS und Parasomnien ausgelöst werden, können sich negativ auf die Lebensqualität auswirken, insbesondere wenn sie längerfristig den Schlaf stören. Obwohl diese Störungen nicht unbedingt lebensbedrohlich sind, können sie zu Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit und anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Insbesondere beim Schlafwandeln und bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann die Verletzungsgefahr für Betroffene und Familienmitglieder erhöht sein, wenn Betroffene im Schlaf um sich schlagen oder beim Schlafwandeln stolpern oder fallen.
Die Auswirkungen können von Person zu Person variieren. Es ist wichtig, Schlafstörungen ernst zu nehmen und bei Bedarf medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um potenzielle Risiken zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Quellen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK560727/
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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK560524/
https://link.springer.com/article/10.1007/s10309-023-00584-2
https://www.eduardus.de/restless-legs-syndrom-und-periodische-gliedmassenbewegung.pdfx
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14573377/
https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/rem-schlaf-verhaltensstoerung/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3564638/
https://www.nuernberger.de/themenwelt/gesundheit-freizeit/schlafmangel-symptome/
https://www.restless-legs.org/restless-legs/alltag/ernaehrung/
https://dgn.org/leitlinie/restless-legs-syndrom
https://www.aerzteblatt.de/archiv/43122/Parasomnien-im-Erwachsenenalter