So hängen Insomnie und psychiatrische Erkrankungen zusammen
Psychische Gesundheit und Schlaf hängen eng zusammen. Von psychiatrischen Erkrankungen betroffene Menschen leiden unter einer erheblichen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und einer verminderten Fähigkeit, am beruflichen und sozialen Leben teilzunehmen. Zudem leiden sie oft unter gestörtem Schlaf.
Wie der Schlafforscher Alexander Sweetman betont, tritt die Insomnie laut Studien bei bis zu 90% der von Depressionen, Angst oder Stress betroffenen Personen auf. Angststörungen gehen mit Sorgen und innerer Unruhe einher, die das Einschlafen oder Durchschlafen erschweren. Bei einer Depression können negative Gedanken und Grübeln in der Nacht das Ein- und Durchschlafen erschweren, zudem tritt morgens häufig frühzeitiges Erwachen mit gedrückter Stimmung auf.
Ursache oder Wirkung?
Wenn zusätzlich zu einer psychiatrischen Erkrankung auch Symptome einer Insomnie bestehen, werde die Insomnie häufig als sekundär, also als Folgeerkrankung, interpretiert, so Sweetman. Sofern sie überhaupt diagnostiziert werde: Häufig werde vorrangig die Primärerkrankung behandelt. Gründe dafür, dass die Insomnie keine eigenständige Therapie erfahre, sieht der Schlafexperte darin, dass zu wenige Fachpersonen in der Diagnostik und Behandlung der Insomnie ausgebildet sind.
Aktuelle Forschungsergebnisse betonen die wechselseitige Beeinflussung von Insomnie und psychiatrischen Erkrankungen. Das bedeutet, dass Insomnie nicht nur eine Begleiterscheinung von psychischen Erkrankungen sein kann, sondern sich beide auch gegenseitig verstärken können. Zudem haben Menschen, die an Insomnie leiden, auch ein höheres Risiko, eine zusätzliche psychische Erkrankung zu entwickeln. Dieser Zusammenhang besteht beispielsweise bei einer Depression. Auch Angststörungen und Psychosen sowie Alkoholmissbrauch stehen in Zusammenhang mit vorausgehender Insomnie. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass Schlafstörungen einen Risikofaktor für suizidale Gedanken und Handlungen darstellen.
Teufelskreis der Insomnie
Die Entstehung einer akuten Schlafstörung kann verschiedene Ursachen haben: Umwelteinflüsse, körperliche Ursachen, auf den Lebensstil bezogene Faktoren oder den Schlaf-Wach-Rhythmus betreffende. Sind Symptome einer Insomnie entstanden, wie zum Beispiel anhaltende Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen oder häufiges nächtliches Erwachen, kann sich daraus eine chronische, also anhaltende, Störung entwickeln.
Ab da beginnt häufig der sogenannte Teufelskreis der Insomnie: Die Betroffenen entwickeln Verhaltensweisen, die dazu beitragen, dass die Schlafstörung sich weiter verfestigt. Beispielsweise verbringen sie insgesamt mehr Zeit im Bett, versuchen, das Schlafdefizit durch frühere Bettzeiten oder einen zusätzlichen Mittagsschlaf auszugleichen und beschäftigen sich gedanklich insgesamt mehr mit den eigenen Schlafproblemen - häufig begleitet von Sorgen, Grübeln bis hin zu Ängsten vor der nächsten Nacht. Erlernte Assoziationen verknüpfen das Bett oder Schlafzimmer zunehmend mit Wachsein und Aktivierung anstelle von Schlaf.
Mehr zu diesem Teufelskreis und dem Weg hinaus findest du in diesem Artikel.
Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) kann Symptome psychiatrischer Krankheiten lindern oder deren Entstehung vorbeugen
Dieser Teufelskreis lässt sich durchbrechen: Werden sich die Betroffenen ihrer kreisenden Gedanken und Sorgen bewusst und erkennen falsche Vorstellungen zum Schlaf, so können diese positiv verändert werden. Das psychologische Konzept dahinter nennt sich “kognitive Umstrukturierung”. In einem nächsten Schritt können diese schlafhinderlichen Verhaltensweisen dann durch schlafförderliche ersetzt werden.
Dieser Ansatz ist Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I), die als bevorzugte Behandlungsmethode bei Schlafstörungen von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin empfohlen wird. Die Schlaf-App somnio setzt die KVT-I in 12 interaktiven Modulen digital um. Spezielle Module beschäftigen sich dabei konkret mit dem Kreislauf der Insomnie, ebenso gibt es ein eigenes Modul zum Thema „Gedanken“.
Neben der erfolgreichen Behandlung der Insomnie kann sich die KVT-I nachweislich auch positiv auf depressive Symptome und Angstsymptome auswirken. Auch für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die an Insomnie leiden, wurden diese Befunde bestätigt.
Dies eröffnet auch die Möglichkeit, der Entstehung psychiatrischer Erkrankungen durch die Behandlung der Insomnie mit KVT-I vorzubeugen.
somnio kann mit digitaler KVT-I auch depressive Symptome lindern
Eine aktuelle klinische Studie hat gezeigt, dass digitale KVT-I mit somnio eine deutliche Verbesserung depressiver Symptome erzielen kann. Bei 30 Prozent der 140 Teilnehmenden, die sowohl an Depressionen als auch an Insomnie litten, verringerten sich die Symptome der Depression in klinisch relevantem Maße. In der randomisierten kontrollierten Studie wurde somnio ergänzend zur üblichen Behandlung eingesetzt.
Die Wirksamkeit von somnio wurde in mehreren klinischen Studien sowie für die Regelversorgung nachgewiesen. Hier erfährst du mehr zu den Studien und zur Wirksamkeit von somnio.
Quellen
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